Zusammenfassung Das Parfüm von Süskind

Der Roman spielt im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Jean-Baptiste Grenouille wird 1738 auf dem Fischmarkt in Paris geboren, inmitten von übelriechendem, verdorbenem Gemüse und Fisch. Seine Mutter entfernt sich, das Kind wird durch sein Geschrei entdeckt und die Mutter wegen Kindsmordes verurteilt und enthauptet. Der kleine Jean-Baptiste wird mehreren Ammen anvertraut, die den Jungen jedoch stets wieder zurückgeben, da er ihnen unheimlich erscheint und zu viel Milch verlangt.

6/9/202113 min read

Das Parfüm von Patrick Süskind

Zusammenfassung des Romans

Der Roman „Das Parfüm“ handelt vom Leben des Jean-Baptiste Grenouille und seinem unglaublichen Geruchssinn.

Der Roman spielt im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Jean-Baptiste Grenouille wird 1738 auf dem Fischmarkt in Paris geboren, inmitten von übelriechendem, verdorbenem Gemüse und Fisch. Seine Mutter entfernt sich, das Kind wird durch sein Geschrei entdeckt und die Mutter wegen Kindsmordes verurteilt und enthauptet. Der kleine Jean-Baptiste wird mehreren Ammen anvertraut, die den Jungen jedoch stets wieder zurückgeben, da er ihnen unheimlich erscheint und zu viel Milch verlangt.

Jean-Baptiste wird daraufhin in ein Kloster gebracht, wo er ebenfalls die Amme und schließlich Pater Terrier mit seinem gierigen und instinkthaften Verhalten, mit dem er Nahrung und Geruch aufsaugt, erschreckt. Als „Kind des Teufels“ wird der Junge wieder weggegeben und landet bei der Kinderpflegerin Frau Gaillard, die keinen Geruchssinn besitzt. Daher kann sie nicht feststellen, dass der Junge selbst keinen Eigengeruch besitzt, eine weitere Eigenschaft, die vorherige Ammen abgestoßen hat. Die Kinderpflegerin hat mehrere Pflegekinder, die spüren, dass der Junge anders ist und versuchen, ihn umzubringen. Grenouille lernt in seinen jungen Jahren schnell, die umgebenden Gerüche zu beurteilen und unterscheiden. Die Namen verschiedener Gerüche sind die ersten Worte, die der Junge lernt.

Frau Gaillard entdeckt das Talent von Grenouille, Gerüche einzuordnen. Im Alter von sechs Jahren kann er alle Gerüche im Haus und außerhalb benennen und unterscheiden. Seine Gedankenwelt dreht sich um die Gerüche. Frau Gaillard unterstützt ihn als einzige in seiner Andersartigkeit, seinen Lehrern und anderen Kindern ist er unheimlich. Als das Kloster der Kinderpflegerin kein Geld mehr für ihre Dienste zahlt, verkauft sie Grenouille an Herrn Grimal, einem Gerbermeister. Dieser bildet Grenouille mit recht brutalen Methoden aus. Grenouille wird sehr krank, überlebt aber. Mit zwölf Jahren erfährt der Junge erstmals etwas Freiheit und darf zunächst nur sonntags, später an mehreren Tagen nach der Arbeit eine Stunde lang ausgehen. Grenouille schlendert in dieser freien Zeit durch die Straßen von Paris, immer auf der Suche nach den außergewöhnlichsten Gerüchen.

Eines Abends im September ist Grenouille erneut in Paris unterwegs. Ein ihm unbekannter Duft zieht ihn unwiderstehlich an. Als er dem Geruch folgt, führt in dieser zu einem Mädchen, das er für das schönste Wesen aller Zeiten hält. Grenouille verspürt den Drang, diesen Duft um jeden Preis besitzen zu müssen. Er folgt diesem berauschenden Parfüm. Dies führte ihn durch die Straßen von Paris zur Rue des Marais. Dort entdeckt er ein junges rothaariges Mädchen: Grenouille spürt, dass sein Leben ohne den Besitz dieses Parfüms keinen Sinn mehr ergeben würde. Er bringt das Mädchen um zieht sie aus und saugt ihren gesamten Geruch auf. Noch Tage später kann er sich den Geruch ins Gedächtnis rufen, während die Erinnerung an ihr Gesicht verblasst. Nach diesem Erlebnis fasst er den Entschluss, der größte Parfümeur aller Zeiten zu werden.

Der zu seiner Zeit bedeutendste Parfümeur in Paris ist Guiseppe Baldini. Grenouille bewirbt sich bei ihm als Lehrling und wird angenommen. Baldini hat einen ernsthaften Konkurrenten namens Pélissier, ebenfalls ein Genie, was Düfte angeht. Sein Verkaufsschlager ist der Duft „Amor und Psyche“, der neue Modeduft in der Stadt. Um die Stelle als Lehrling zu bekommen, findet Grenouille die Duftformel von „Amor und Psyche“ heraus, eine Aufgabe, an der sich Baldini selbst zuvor in stundenlanger Arbeit versucht hat, jedoch gescheitert ist. Grenouille erstellte zum völligen Erstaunen Baldinis eine perfekte Nachahmung der Formel von „Amor und Psyche“. Als Baldini aus Scham darüber, dass der Lehrling auf Anhieb geschafft hat, was er selbst nicht zustande brachte, seine Leistung kritisiert, schaff es Grenouille sogar, den Duft noch zu verbessern. Baldini erbittet sich Bedenkzeit, stellt Grenouille dann aber als Lehrling ein und kauft ihn dem Gerbermeister ab. Er sieht in Grenouille seine Chance, seinen Erfolg und seinen Ruf aus früheren Zeiten wiederzuerlangen. Der Gerbermeister feiert den Geldsegen und ertrinkt volltrunken in der Seine.

Grenouille lernt bei Baldini die Kunst der Destillation und Parfümherstellung kennen. Schon bald kreiert er für den Parfümeur neue und außergewöhnliche Düfte. Baldini kommt wieder zu Wohlstand und rettet sein Geschäft. Nun will ganz Paris die Düfte von Baldini kaufen, der Laden von Baldini ist voll mit Berühmtheiten, die eines seiner Parfums erwerben wollen. Baldini bildet Grenouille weiter aus und zeigt ihm, wie man Formeln erstellt, Anteile berechnet und misst. Das jedoch wiederstrebt Grenouille, der die Düfte nicht durch Berechnung kreieren will, ihm geht es darum, sie aufzusaugen und sie zu beherrschen. Als Baldini seinem Lehrling zeigt, wie man einer Pflanze ihren Duft entzieht, hat er wieder dessen volle Aufmerksamkeit. Die Pflanzen werden dazu in einen Kessel gefüllt, einen Alambic, danach werden die Düfte herausgefiltert und destilliert, die unbrauchbaren Reste der Pflanzen danach weggeworfen.

Nachdem Grenouille diese Fertigkeiten erlernt hat, erkennt er, dass es ihm nicht genügt, Düfte auf diese Weise zu kreieren. Er träumt von anderen Gerüchen und fürchtet, die Gerüche, die ihm vorschweben, nie erschaffen zu können. Dann erkrankt er schwer und Baldini versucht, ihn zu retten. Denn sein wiedererlangter Erfolg hängt von Grenouille ab. Diese will jedoch sterben und Baldini gibt ihn beinahe auf. Dann erzählt er ihm, dass es noch weitere Methoden gibt, um Düfte zu extrahieren und zu konservieren. Diese werden in der südfranzösischen Stadt Grasse betrieben. Daraufhin wird Grenouille in kürzester Zeit wieder gesund. Damit sein Meister ihn gehen lässt, verrät er ihm hunderte neue Duftformeln und verspricht, diese nie an einen anderen weiterzugeben. Damit lässt Baldini Grenouille gehen. In derselben Nacht noch stürzt Baldinis Haus ein. Baldini und seine Frau sterben.

Teil Zwei

Grenouille ist nun 18 Jahre alt und ist zu Fuß unterwegs nach Südfrankreich Zum ersten Mal in seinem Leben ist er völlig frei, was er als einzigartigen Geruch empfindet. Er wird sich bewusst, dass er den Abstand zu anderen Menschen genießt und die Einsamkeit bevorzugt. Sein eigentliches Ziel, die südfranzösische Stadt Grasse, tritt in den Hintergrund. Grenouille hält sich fern von den Menschen und steigt auf den Vulkan Plomb du Catal, seinen "Berg der Einsamkeit", und wohnt sieben Winter lang in einer Höhle, wo er keinen anderen Menschen riechen muss. In dieser Zeit ordnet er geistig alle Gerüche, die er von Kindheit an wahrgenommen hat, insbesondere den des Mädchens, das er umgebracht hat.

In dieser Zeit erstellt Grenouille in Gedanken neue, einzigartige Düfte und zieht sich in seine eigene Welt zurück. Er bestraft im Geiste die Menschen, die ihn im Leben schlecht behandelt haben. In seiner Zeit in der Höhle erkennt Grenouille im Traum, dass er selbst keinen Geruch besitzt. Er wacht schreiend aus diesem Albtraum auf und verlässt die Höhle, um in die Zivilisation zurückzukehren. Diese Erkenntnis, keinen Eigengeruch zu besitzen, empfindet er als die Katastrophe seines Lebens.

Grenouille erreicht eine Stadt und gibt vor, von Räubern gefangen gehalten worden zu sein. Er lernt den Marquis de la Taillade-Espinasse kennen, einen Adligen, der sich von Versailles abgewendet hat denkt, ein genialer Wissenschaftler zu sein. Dieser Wissenschaft widmet er sich in der Abgeschiedenheit. Aus Neugier nimmt er Grenouille auf. Denn der Marquis forscht an einem geheimnisvollen „Fluidum“, eine tödliche Substanz, die dem Menschen schadet, wenn dieser in zu engem Kontakt mit der Natur lebt. Da Grenouille sieben Jahre in einer Höhle verbracht hat, wird er zum idealen Forschungsobjekt für den Marquis. Der Marquis behandelt Grenouille mit einer selbst kreierten Arznei. Dadurch soll Grenouille in wenigen Tagen wieder ein gesunder Mensch werden. Die Wandlung des heruntergekommenen Grenouille, der sich nun wusch und schminkte, vollzog sich tatsächlich. Grenouille erschafft mit Hilfe des Marquis ein Parfüm für sich selbst, das ihm einen eigenen, menschlichen Geruch verleiht. Er möchte endlich riechen wie ein Mensch. Er erkennt, dass es ihm dadurch gelingt, von anderen als Mensch wahrgenommen zu werden. Grenouille reagiert überrascht und lernt, wie leicht er Menschen täuschen kann. Dadurch empfindet er gleichzeitig Freude und Verachtung. In erster Linie denkt er allerdings, dadurch glücklich zu werden, dass er steuern kann, von anderen geliebt zu werden.

Der Marquis veranstaltet eine Konferenz und hält einen Vortrag über seine Theorien. Dabei präsentiert Grenouille als Erfolg für seine Wissenschaft und wird gefeiert. Grenouille wie<b jedoch, dass die positiven Gefühle, die ihm die Anwesenden entgegenbringen, nur auf das Parfüm zurückzuführen sind, das er trägt. Der Marquis macht sich auf den Weg in die Pyrenäen, um zu beweisen, dass er verjüngt zurückkommt. Allerdings kehrt er nicht mehr zurück.

Teil Drei

Grenouille reist vom Landsitz des Marquis ab und kommt in der Stadt Grasse an. Dort faszinieren ihn die neuen, ihm unbekannten Düfte. Vor allem wird er vom Duft eines Mädchens namens Laure angezogen. Auch diesen Duft will er sich unbedingt aneignen, aber das Mädchen diesmal nicht umbringen. Er ist noch unschlüssig, was den Duft angeht, und beschließt, noch zu warten. Er nimmt sich vor, zunächst zwei Jahre lang weiterzulernen. In dieser Zeit arbeitet er für eine Witwe und erlernt die Technik der Mazeration. Dazu wird Fett in einem Kessel verflüssigt und Blüten in das heiße Fett geworfen. Dabei sterben die Blüten ab und geben ihren Duft an das Fett ab. Danach lernt er die Technik der Efleurage, bei der Blüten auf eine mit Fett bestrichene Platte gelegt werden. So kann Grenouille besonders reine Duftstoffe gewinnen. Grenouille experimentiert nun damit, Gerüche von Tieren, Menschen und verschiedenen Gegenständen einzufangen, nicht nur von Pflanzen.

Mit diesem neuen Wissen experimentiert Grenouille damit die Gerüche von Pflanzen, Gegenständen, Tieren und Menschen einzufangen und zu konservieren.

Grenouille denkt immer wieder an den Duft des Mädchens Laure. Er fürchtet, ihn zu verlieren, oder, dass ihr Duft mit der Zeit verblasst, welches Konservierungsverfahren er auch anwenden würde. Daher beschliesst er, ein Diadem zu kreieren, in dessen Herz der Duft des Mädchens konserviert ist.

Grasse wird in dieser Zeit von einem Mörder heimgesucht, der junge Mädchen umbringt. Der Mörder hat es auf die schönsten Mädchen abgesehen und versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Auf einmal hören die Morde auf, was die Stadt dem Bischof zuschreibt, der den Mörder exkommuniziert hat. Ein Bote kommt in die Stadt und berichtet, dass der Mörder in einer anderen Stadt gefasst wurde und gestanden hat. Der wahre Mörder ist jedoch Grenouille. Dieser arbeitet an seinem Diadem, um seinen Duft zu vollenden.

Antoine Richis ist der reichste Bürger von Grasse. Gleichzeitig ist er der Vater von Laure, dem Mädchen, dessen Duft Grenouille besitzen will und dessen Duft er zum Herzstück seines Diadems machen will. Der Vater hat einen Albtraum vor dem Mädchenmörder. Antoine Richis befürchtet im Gegensatz zu der weiteren Bevölkerung der Stadt, dass der Mörder noch nicht gefasst wurde. Er denkt, dass der Mörder, der nur schöne Mädchen ermordet, einen tieferen Sinn verfolgt und spürt, dass er Laure für seine Absichten braucht.

Also denkt Richis darüber nach, wie er seine Tochter retten kann. Er beschließt, den Mörder auf eine falsche Fährte zu locken und verkündet öffentlich, mit seiner Tochter nach Grenoble zu reisen. In Wirklichkeit will er Laure jedoch heimlich verheiraten, ihr zukünftiger Gatte soll Alphonse, der Sohn des Baron de Bouyon sein.

Grenouille verfolgt die beiden aus der Stadt, wobei ihm sein feiner Geruchssinn den Weg weist. Nachts schleicht er sich in das Zimmer von Laure, als die beiden in einem Wirtshaus übernachten. Sein menschlicher Geruch hat ihn wieder getarnt. Er tötet das Mädchen und destilliert Laures Duft. Dabei sinniert darüber nach, dass er kurz davorsteht, sein Lebenswerk zu vollenden.

Die Bevölkerung in Grasse erfährt am nächsten Morgen von Laures Tod. Sie beschliesst, den Mörder um jeden Preis zu fangen. In der Stadt bricht Panik aus, einige flüchten sich in die Kirche, andere in den Aberglauben.

Auch Grenouilles Haus wird durchsucht, Laures Kleidung und Haare werden gefunden und Grenouille wird verhaftet. Die Bevölkerung ist voller Hass auf ihn und Laures Vater schmiedet Rachepläne. Grenouille wird zum Tode verurteilt.

Grenouille, der sein Lebenswerk vollendet hat, nimmt es gleichgültig hin. Er soll am Nachmittag hingerichtet werden. Grenouille öffnet den Flakon mit Laures Duft direkt am Schaffott und vor der gesamten versammelten Stadt. Auf einmal schwenkt die Stimmung um und die Menschen, die ihn gerade noch verachteten, lieben ihn nun und brechen in Jubel aus. Richis bittet ihn um Vergebung und will ihm ein Zuhause geben. Der Duft hat Richis verstand getrübt, da er ihn an seine Tochter erinnert. Er bietet ihm an, ihn mit ihn zu sich nach Hause zu nehmen, so kann er Laures Duft in seiner Nähe haben. An Grenouilles Stelle wird der Geselle von Madame Arnulfi hingerichtet, da man ihm nun die Morde in die Schuhe schiebt.

Teil Vier

Grenouille bleibt nicht bei Richis, sondern kehrt nach Paris zurück. Er sucht den Fischmarkt auf, den Ort seiner Geburt, um dort zu sterben. Dort angekommen, begiesst Grenouille sich mit dem ganzen Flakon des Parfüms, genau hier, an dem stinkendsten Ort der Stadt. Die Menschen um ihn herum schlachten ihn und fangen ekstatisch an, ihn aufzuessen, bis nichts mehr von ihm übrig ist. Jeder will gierig diesen Duft besitzen und einnehmen.

Rezeption des Romans

Der Roman Das Parfüm vereint verschiedene Genres und Stile, die auch unterschiedliche Interpretationen zulassen. Das Werk ist auf den ersten Blick ein Kriminalroman, der den Werdegang eines Massenmörders erzählt, lässt sich aber noch in weitere Stilrichtungen einordnen. Durch die detaillierte Beschreibung des Frankreichs des 18. Jahrhunderts wird er gleichzeitig zu einem historischen Roman und durch die Beleuchtung der Psyche der Hauptfigur zu einem psychologischen Roman.

Ebenso vielschichtig wie die Einordnung in verschiedene literarische Genres sind die Möglichkeiten der Interpretation.

Grenouille, das künstlerische Genie

Eine Interpretation des Werks bezieht sich auf den Sonderling Grenouille, der aus seiner Sonderbarkeit, seinem ausgeprägten Geruchssinn und dem fehlenden Eigengeruch, im Laufe seines Lebens seine Genialität entdeckt und entwickelt. Ihn kennzeichnet eine herausragende Fähigkeit, sein Geruchssinn. Der Geruchssinn ist die Grundlage dafür, seine Fähigkeiten entwickeln zu können. Dieses Talent hebt ihn aber auch von anderen ab, was gleichzeitig eine Vereinsamung bedeutet. Durch die Entwicklung seines Talents versucht das Genie, seine Vereinsamung abzulegen und zu überwinden. Da er nicht in die Gesellschaft anderer Menschen integriert ist und von ihnen vorwiegend Ablehnung erfährt, hat er wenig Hemmungen, sich über deren Regeln und Konventionen hinwegzusetzen und gar für die Erreichung seiner Ziele zu morden.

Das Parfum als gesellschaftskritischer Roman

Eine weitere Interpretationsmöglichkeit des Werks stützt sich auf die Tatsache, wie Grenouille es schafft, die Menschen für seine Zwecke zu manipulieren und zu gebrauchen. Geht es Grenouille zunächst darum, von den Menschen akzeptiert zu werden, entdeckt er im letzten Teil des Romans seine Macht und wendet sein Können an, um die Menschen so zu steuern wie es für seine Zwecke nützlich ist.

Das Parfum als Entwicklungsroman

Diese Deutung bezieht sich vor allem auf die persönliche Entwicklung der Hauptfigur Grenouille. Sie beleuchtet die Frage, ob Grenouille von vornherein böse ist oder ob eine Entwicklung hin zum Bösen stattfindet. Bereits zu Beginn des Romans wird eine animalische Seite von Grenouille dargestellt, der als Säugling unmäßig viel trinkt und ungehemmt an anderen Menschen schnüffelt. Von Anfang an befindet sich Grenouille jedoch auch in einer feindlichen Umwelt, die ihn ablehnt. Liebe und Zuneigung erfährt das Kind Grenouille nicht. Bevor er seine Fähigkeiten gegen Ende zur Manipulation der Menschen einsetzt, nutzt er sie lediglich, um anerkannt und gebraucht zu werden. Dennoch ist auch dann ein innerer Drang vorhanden, sein Lebenswerk, das Parfüm, zu vollenden und dafür zu morden.

Nachfolgewerke

Das Parfum diente als Vorlage zu dem 2006 entstandenen Spielfilm „Das Parfum – Geschichte eines Mörders“ des deutschen Produzenten Bernd Eichinger unter der Regie von Tom Twyker, der mit Andrew Birkin und Bernd Eichinger auch am Drehbuch mitwirkte. Die Hauptrolle spielte Ben Wishow, neben renommierten Schauspielern wie Dustin Hoffmann und Alan Rickman. Der Film orientiert sich im Wesentlichen an der Originalhandlung des Romans. 

Eigene Interpretation

Meine eigene Interpretation bezieht sich sowohl auf die gesellschaftskritische Seite als auch auf die Entwicklung der Persönlichkeit von Grenouille. Die Aussenwelt und das Innenleben der Hauptfigur bedingen sich gegenseitig und treiben die Handlung voran. Beides greift in einem Wechselspiel ineinander über.

Die Entwicklung, sowohl der Persönlichkeit als auch der Reaktionen der Außenwelt, teile ich in drei Teile ein: Die Kindheit und Jugend bis zum Verlassen seiner Heimatstadt Paris, die Zeit in der Höhle als Übergangsphase und die letzten Jahre.

Von Anfang an kennzeichnet Grenouille eine Besonderheit. Sein einzigartiger Geruchssinn, sowie der nicht vorhandene Eigengeruch. Dies sind Eigenschaften, durch die er Ablehnung erfährt. Sein Talent ist ihm natürlich angeboren, was bedeutet, dass er es weder ändern kann noch dass es einen Eigenverdienst darstellt. Die Reaktion der Außenwelt ist es jedoch, die veranlasst, dass Grenouilles Entwicklung ihren Lauf nimmt und er Gedanken entwickelt, die fernab jeder Menschlichkeit stattfinden.

In dieser Hinsicht kann der Roman in drei Teile eingeteilt werden. Im ersten Teil erlebt Grenouille seine Besonderheit passiv und eher unbewusst. In eine feindselige Welt hineingeboren zu werden, die ihn ablehnt, ist etwas, dass er nicht ändern kann. Als Kind und als heranwachsender Mensch muss er diese Umwelt annehmen wie sie ist. Seine Andersartigkeit erfährt er nicht bewusst, sondern als Spiegel durch die anderen. Die einzige Person, die seine Fähigkeiten anerkennt und in ihm etwas Besonders sieht, ist Frau Gaillard, baut kaum eine emotionale Beziehung zu ihm auf. Sie erzieht die Kinder für Geld. In seinen frühen Erwachsenenjahren bemüht sich Grenouille um Anerkennung und findet schließlich eine Möglichkeit dazu: Sein Geruchssinn wird als herausragende Fähigkeit von seinem Lehrmeister anerkannt. Neben der Anerkennung lernt Grenouille hier erstmals die Macht kennen, die ihm diese Fähigkeiten verschaffen. Sein Meister hätte ohne ihn sein Geschäft verloren. Eine Konsequenz zieht Grenouille daraus noch nicht, auch der erste Mord geschieht im Grunde unbewusst. Er wird sich nicht einmal der Tragweite eines Mordes bewusst, da die gesellschaftlichen Regeln nicht auf ihn zuzutreffen scheinen.

Diese Unbewusstheit ändert sich in den Jahren in der Höhle. In der Abgeschiedenheit, ohne Auseinandersetzung mit anderen, „verpuppt“ sich Grenouille sozusagen und wird zu der gereiften Persönlichkeit, die im letzten Teil zielstrebig ihren Plan verflogt. Er geht die notwendigen Schritte, um sein Lebenswerk zu vollenden und wendet jetzt auch bewusst seine manipulativen Fähigkeiten an. Auch der letzte Mord geschieht nicht beiläufig, sondern bedarf einiges an Planung und Täuschung.

Fazit

Grenouille wird am Ende zu dem, was die anderen Menschen seit Beginn seines Lebens in ihm sehen, einem Sonderling und einem Monster. Diesen Spieß dreht er jedoch um, als er sich mit seinem Parfüm überschüttet. Die Reaktion der Umwelt geht dabei weit über Verständnis oder Bewunderung hinaus. Die Menschenmenge macht sich Grenouilles Besonderheit, die zuvor als abstossend empfunden wurde und auch grundlegende Gesellschaftsregeln brach, zu eigen und alle verfallen in einen Rauschzustand während sie Grenouille aufessen. Wie Grenouille setzen sie sich also über die Grundregeln der Gesellschaft hinweg.

Diese Symbolik, von den eigenen Trieben verzehrt zu werden, lenkt der Autor damit von seiner Hauptfigur weg und „schenkt“ sie förmlich jedem beliebigen Menschen, wenn dieser nur genügend Anlass dazu erhält.

Die Frage bleibt offen, ob eine andere, freundlichere Reaktion der Umwelt auf Grenouille etwas an seinem Verhalten geändert hätte. Ob Grenouille sich auch dann zum Mörder entwickelt hätte, wenn er sein Leben lang auf Liebe gestossen wäre. Diese Frage beantwortet der Autor nicht ausdrücklich. Er beschränkt sich darauf, die Entwicklung des Mörders als Zusammenspiel zwischen Außenwelt und Persönlichkeitsentwicklung darzustellen.

Literaturverzeichnis

Süskind, Patrick 1994: Das Parfum: Die Geschichte eines Mörders, 1. Auflage, Diogenes. ISBN-10: 9783257228007
Klatt, Sabine, 2005: Interpretation von Patrick Süskinds Roman „Das Parfüm“
Jansen, Martina, 2012: „Das Parfum" und das Böse: Patrick Süskinds Protagonist Jean Baptiste Grenouille
Bernsmeier, Helmut 2017: Patrick Süskind, Das Parfum; Philipp Reclam, ISBN 978-3-15-015451-9